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SPERMIDIN WIRKT AUCH GEGEN CORONAVIREN

Aktualisiert: 13. Jan. 2022



Spermidin wird schon seit einigen Jahren erforscht, rückte jetzt jedoch – mitten in der Corona-Krise – ganz besonders in den Vordergrund des Geschehens.

Denn eine In-vitro-Studie des Instituts für Virologie der Charité in Berlin ergab Mitte April 2020, dass Spermidin vor Corona schützen und sogar bei bereits erfolgter Ansteckung die Ausbreitung des Virus im Körper hemmen könnte.


Spermidin ist ein Stoff (ein sog. Polyamin), der sowohl in der Nahrung vorkommt, als auch im Körper selbst gebildet wird – einerseits in den Zellen selbst, aber auch von manchen Darmbakterien.

Der Name Spermidin stammt von der Tatsache, dass Sperma, also Samenzellen, ganz besonders spermidinreich sind.


Das Berliner Forscherteam stellte nun in obiger Studie fest, dass das neue Coronavirus SARS-CoV-2 den Spermidinspiegel senkt.

Da Spermidin jedoch die sog. Autophagie (Selbstreinigungsprozess der Zelle) fördern würde, führt ein sinkender Spermidinspiegel zu verschlackten Zellen, in denen sich wiederum das Virus besser vermehren kann.


Spermidinmangel könnte somit eine Voraussetzung für eine erhöhte Infektanfälligkeit und schwerere Infektverläufe sein.


Als die Forscher die mit Viren befallenen und unter Spermidinmangel leidenden Zellen sodann mit Spermidin versorgten, konnte die Vermehrung von SARS-CoV-2 um 85 Prozent reduziert werden. Neben Spermidin wurde auch Niclosamid getestet, ein Antiwurmmittel, das gegen Band- und Madenwürmer im Einsatz ist.

Dieses konnte die Vermehrung des Virus nahezu vollständig stoppen, ist aber im Gegensatz zu Spermidin kein körpereigener Stoff, sondern ein Arzneimittel.


Wurden Coronaviren auf gesunde Zellen „losgelassen“, die zuvor gut mit Spermidin versorgt wurden, dann war das Risiko einer Infektion deutlich geringer, so dass möglicherweise mit Hilfe von Spermidin einer Ansteckung vorgebeugt werden könnte.


Nun will man entsprechend weiter forschen, ob das eine oder andere der getesteten Mittel nicht nur direkt an der Zelle, sondern auch bei einem mit Viren infizierten Menschen helfen könnte.


Forscher der Universität Innsbruck veröffentlichten (in Zusammenarbeit mit der Uni Graz) bereits im Jahr 2018 eine Studie zu Spermidin..


Die Innsbrucker Wissenschaftler stellten nun anhand von 829 Teilnehmern (zwischen 45 und 84 Jahren) fest, dass eine spermidinreiche Ernährung auch beim Menschen mit einer höheren Lebenserwartung im Zusammenhang zu stehen scheint.


Jene Teilnehmer, die über ihre Ernährung viel Spermidin zu sich nahmen (mehr als 80 µmol pro Tag), hatten ein geringeres Risiko, im 20-jährigen Beobachtungszeitraum der Studie zu versterben als Teilnehmer, die eher spermidinarm assen (weniger als 60 µmol pro Tag).

Ja, die spermidinreich Essenden konnten mit einem Überlebensvorteil von etwa 5 Jahren rechnen. Veröffentlicht wurde die Studie im American Journal of Clinical Nutrition.


Spermidin kann die Autophagie anregen.

Dabei handelt es sich - wie oben erwähnt - um den Selbstreinigungsprozess der Zelle, also um einen körpereigenen Entschlackungsprozess, der z. B. auch durch Fastenphasen aktiviert wird, was ein Grund dafür ist, warum das Intervallfasten als so gesund gilt. Auch nach anstrengender sportlicher Aktivität steigt der Spermidinlevel im Körper (um Muskelzellen zu bilden oder zu reparieren), genauso während der Schwangerschaft oder bei Kindern während des Wachstums.


Bei der Autophagie – so die Innsbrucker Forscher – „werden fehlerhafte oder nicht mehr benötigte Zellbestandteile abgebaut und verwertet.

Weil die Autophagie im Alter an Effizienz verliert, kommt es zu krankheitsrelevanten Ablagerungen in den Zellen, die wiederum zu Demenz, Diabetes, Tumoren und Atherosklerose führen können.


Neurologe Stefan Kiechl, der die Innsbrucker Studie leitete, erklärt: „Die vermehrte Aufnahme von Spermidin signalisiert der Zelle, den Selbstreinigungsprozess zu starten und schützt damit vor Ablagerungen und vorzeitiger Alterung.


Während also Forscher einer renommierten Universität längst von Ablagerungen (Schlacken) und der Notwendigkeit einer regelmässigen Entschlackung wissen und nach Möglichkeiten suchen, wie man die körpereigene Entschlackung/Zellreinigung fördern könnte (um Krankheiten und vorzeitiger Alterung zuvorzukommen), warnen sog.

Verbraucherschützer nach wie vor konsequent vor Entschlackungs- oder Detoxkuren und behaupten, Schlacken oder Ablagerungen von Stoffwechselprodukten gäbe es nicht. Ja, es wird immer wieder betont, der Körper könne problemlos nicht verwertbare Stoffe über den Darm und die Nieren ausscheiden und brauche dazu keine Hilfe von aussen.


In einer indischen Studie vom August 2011 wird erklärt, wie Spermidin vor Diabetes Typ 2 schützen könnte, denn es hilft dabei, den Untergang der insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse zu verhindern.

Der Wirkmechanismus ist auch hier u. a. die Aktivierung der Autophagie.


Denn Betazellen sterben im Rahmen der Diabetesentstehung offenbar aufgrund bestimmter Stressreaktionen ab, die innerhalb der Zelle aufgrund sich anhäufender fehlerhafter Proteine stattfinden. Dank der nun wieder aktivierten Autophagie können diese fehlerhaften Proteine abgebaut werden, noch bevor in der Zelle das Selbstmordprogramm anspringt.


Als beste Spermidinquelle nennen die Forscher Weizenkeime, die pro 10 g etwa 2,4 mg Spermidin enthalten. Auch lange gereifter Käse wie alter Gouda, Parmesan und Cheddar gelten genau wie Pilze und Erbsen als spermidinreich.


Aber auch: Blumenkohl roh, Brokkoli roh, Dill, Avocade, Reiskleie, haselnüsse, Erdnüsse, Senf, und Sardine.


Vorsicht bei Histaminintoleranz.

Bei einer Histaminintoleranz kommt es nicht nur dann zu Unverträglichkeitsreaktionen, wenn man histaminhaltige Lebensmittel isst, sondern auch wenn man sog. Histaminliberatoren zu sich nimmt.

Dabei handelt es sich um Lebensmittel, Medikamente oder Nahrungsergänzungen, die zwar kein Histamin enthalten, aber Stoffe die zu einer Freisetzung von körpereigenem Histamin und auf diese Weise ebenfalls zu Symptomen führen.


Zu diesen Histaminliberatoren gehört auch das Spermidin, so dass spermidinreiche Lebensmittel oder Nahrungsergänzungen, die Spermidin enthalten, von Menschen mit Histaminintoleranz nur vorsichtig eingesetzt werden oder besser ganz gemieden werden sollten.


Quellen:


Gassen NC et al, Analysis of SARS-CoV-2-controlled autophagy reveals spermidine, MK-2206, and niclosamide as putative antiviral therapeutics, April 15, 2020


Higher spermidine intake is linked to lower mortality: Prospective population-based study. Kiechl S. et al., American Journal of Clinical Nutrition, Juni 2018


Heidegger D., Neue Studie: Spermidinreiche Ernährung hält den Menschen länger jung, Medizinisches Universität Innsbruck, abgerufen am 23.4.2020


Spermidine in health and disease. Madeo F, Eisenberg T, Pietrocola F, Kroemer G. Science. 2018 Jan 26;359(6374)


erbraucherzentrale, Detox – gesünder durch Entgiftung?, Stand: 22.04.2020


Pichiah PBTirupathi et al., Spermidine may decrease ER stress in pancreatic beta cells and may reduce apoptosis via activating AMPK dependent autophagy pathway. Medical hypotheses, August 2011, 77. 677-9. 10.1016/j.mehy.2011.07.014

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