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BIPOLARE STÖRUNG - NICHT NUR STIMMUNG SCHWANKUNGEN


Bei einer bipolaren Störung kommt es immer wieder zu starken Stimmungsschwankungen. Betroffene erleben einen Wechsel zw. manischen Phasen mit übermäßiger Euphorie und depressiven Phasen mit Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit.

Die klassische medikamentöse Behandlung führt häufig zu schweren Nebenwirkungen bei oft nur mäßigem Behandlungserfolg.

Doch es gibt natürliche Alternativen, die in das Therapiekonzept einer bipolaren Störung integriert werden könnte, ohne Nebenwirkungen mit vielversprechenden Ergebnissen.

 

Die bipolare affektive Störung zeichnet sich durch EXTREME Stimmungsschwankungen sowie durch Schwankungen des Antriebs und der Aktivität eines Menschen aus.

 

Dabei treten phasenweise die beiden entgegengesetzten Pole der Manie (himmelhoch jauchzend) und der Depression (zu Tode betrübt) auf – daher auch „bipolar“.

 

Dabei schwankt die Stimmung nicht nur zw. Manie und Depression. Auch innerhalb der Manie kann die stimmung zw. Euphorie und einer gewissen aggressiven Gereiztheit schwanken.

 

Eine Manie bezeichnet eine überaktive Phase, die länger andauern kann (mind. 1 Woche), sodass sie nicht mehr situationsangemessen ist. Typische Kennzeichen einer manischen Episode bei der bipolaren störung sind die folgenden:

 

-      Wechsel zw. Euphorie und gereizt-aggressiver sTimmung

-      Geringeres Schlafbedürfnis (z. B. Erholung schon nach 3 Stunden)

-      Erhöhter Rede- und Bewegungsdrang

-      Konzentrationsschwierigkeiten

-      Schnelles Eingehen von Kontakten mit fremden Menschen oder Risiken

 

Die depressiven Phasen hingegen sind das genaue Gegenteil der manischen Phasen. Man könnte sagen, dass das „Zuviel“ an Aktivität oder an Emotionen in der manischen Phase nun durch ein „Zuwenig“ davon ersetzt wird. Depressive Phasen sind bei der bipolaren störung durch folgende symptome gekennzeichnet, die über mindestens 2 Wochen andauern:

-      Niedergeschlagene, depressive Stimmung

-      Freudlosigkeit

-      Interessensverlust

-      Antriebslosigkeit

-      Schlafstörungen

-      Schuldgefühle

-      Selbstzweifel

-      Suizidgedanken

 

Nicht selten werden auch Narzi9ssten fälschlicherweise als bipolar eingestuft, da auch diese zu sehr unterschiedlichen affektiven Zuständen neigen.

 

In der Akuttherapie der bipolaren Störung, also in depressiven und manischen Phasen kommen zur Behebung der Stimmungsschwankungen sog. Stimmungsstabilisatoren (z. B. Lithium oder Carbamazepin), Antipsychotika sowie Antidepressiva oder Schlafmittel zum Einsatz. Die Medikamente sind jedoch begrenzt wirksam und häufig mit Nebenwirkungen verbunden.

 

Weniger als die Hälfte der Betroffenen, die Stimmungsstabilisatoren oder andere Psychopharmaka einnehmen, berichten über eine Verbesserung der Symptome und etwa 50 % setzen die Medikamente wegen schwerer Nebenwirkungen, wie unter anderem Zittern, Gewichtszunahme oder Störungen der Schilddrüsenfunktion wieder ab.

 

Was hat die Naturheilkunde anzubieten?

 

Betroffene einer bipolaren Störung scheinen besonders anfällig für Stimmungsschwankungen zu sein, wenn bestimmte Aminosäuren oder andere Mikronährstoffe in der Ernährung fehlen.

 

Die Ergebnisse zweier randomisierter, placebokontrollierter Studien legen nahe, dass eine akute Manie sich durch bestimmte Aminosäuren schnell verbesserte, da diese die Produktion der Neurotransmitter Noradrenalin und Dopamin beeinflussen können. (Bei der Manie liegt eine erhöhte Konzentration der beiden Neurotransmitter vor).

 

In einer der Studien konnte durch ein Getränk, das die Aminosäuren Leucin, Isoleucin und Valin beinhaltete, der Schweregrad der Manie innerhalb von 6 stunden signifikant verringert werden. Die Teilnehmer nahmen insgesamt 60 g der Aminosäuren pro Tag im Verhältnis 3:3:4 für 7 Tage ein. Das wären 18 g Leucin, 18 g Isoleucin und 24 g Valin.

 

In pflanzlichen Lebensmitteln sind Leucin, Isoleucin und Valin in großen Mengen in Hülsenfrüchten (Linsen) sowie in Nüssen (z.  B. Cashewkernen, Erdnüssen) enthalten.

Diese sind optimal, um den täglichen Bedarf an Aminosäuren zu decken – die in der Studie verwendeten Mengen können mit Lebensmitteln jedoch nicht erreicht werden, so dass dazu Aminosäuren in Pulverform eingenommen werden müssen.

 

Die Amonosäure N-Acetylcystein (NAC) zeigte hingegen eine positive Wirkung in der depressiven Phase einer bipolaren Störung. Dabei nahmen die Teilnehmer in einer doppelblinden, placebokontrollierten Studie 2x täglich 1 g NAC über 4 Wochen zusätzlich zu den üblichen Medikamenten oder ein Placebo ein. Die depressiven Symptome reduzierten sich in der NAC-Gruppe nach einigen Wochen signifikant.

 

Durch eine zu geringe Aufnahme der Aminosäure L-Tryptophan in der Ernährung ist die Anfälligkeit von Menschenmit bipolarer Störung für Stimmungsschwankungen (insbesondere für depressive Phasen) erhöht. L-Tryptophan ist der Baustoff, aus dem im Gehirn Serotonin hergestellt werden kann, der als stimmungsaufhellend bekannte Botenstoff. So zeigte eine randomisierte, placebokontrollierte Studie an 115 Teilnehmern mit Depression, dass die Einnahme von L-Tryptophan die Symptome verringerte und sogar gleich wirksam wie die Einnahme von Antidepressiva war.

 

Auch bei manischen Phasen ist die Einnahme der Aminosäure hilfreich. So kam es bei einer zweiwöchigen Einnahme von Tryptophan zu einer signifikanten Reduktion manischer Symptome bei bipolarer Störung. Dabei sollten täglich 12 g Tryptophan und 4 g Nicotinamid (wird vom Körper zu Vitamin B3 umgewandelt), auf 4 Dosen aufgeteilt, eingenommen werden (um 8 Uhr, um 11 Uhr, um 16 Uhr und um 22 Uhr).

Einnahmen müssen mit Arzt oder Therapeut besprochen werden, da es sich um hohe Dosierungen handelt!

 

Zur täglichen Bedarfsdeckung können Sie L-Tryptophan durch Getreideprodukte (Hirse und Haferflocken), Hülsenfrüchte (Linsen und Bohnen) und Nüsse (Cashewnüsse und Erdnüsse) zu sich nehmen. Die Menge in der oben beschriebenen Studie lässt sich jedoch nicht durch tryptophanhaltige Lebensmittel erreichen.

 

Eine gute Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren sowie ein optimales Verhältnis von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren (ca. 1:4) beugt vielen Erkrankungen vor und wirkt entzündungshemmend.

 

Auch die bipolare Störung scheint damit in Zusammenhang zu stehen. Denn schon 2003 stellte man fest, dass Menschen, die mehr Meeresfrüchte konsumieren, seltener an der bipolaren Störung leiden. Ein Zuviel an Omega-6-Fettsäuren mit einem gleichzeitigen Mangel an Omega-3-Fettsäuren hingegen begünstigt die Entstehung und das Fortschreiten der bipolaren Störung.

 

Omega-6-Fettsäuren befinden sich unter anderem in Fleisch, Milchprodukten und Eiern sowie in bestimmten Speiseölen wie Sonnenblumenöl oder Kürbiskernöl. Omega-3-Fettsäuren hingegen sind beispielsweise in manchen Fischarten, im Leinöl, Leinsamen, Walnussöl und Walnüssen sowie Hanföl und Hanfsamen enthalten.

 

Pflanzliche Lebensmittel enthalten jedoch „nur“ die kurzkettigen Omega-3-Fettsäuren, nicht die für die Psyche wirksameren langkettigen Omega-3-Fettsäuren. Da fettreicher Fisch als Quelle für langkettige Omega-3-Fettsäuren aus vielerlei Gründen immer weniger in Frage kommt, kann als Nahrungsergänzung Algenöl verwendet werden, das die Einnahme langkettiger Omega-3-Fettsäuren vereinfacht.

 

Eine ausreichende Zufuhr von Vitaminen und Mineralstoffen ist essentiell, um wichtige Körperfunktionen aufrechtzuerhalten. Ein Vitaminmangel hingegen kann der Auslöser unzähliger Symptome sein. Man nimmt an, dass Menschen, die eine Veranlagung für eine bipolare Störung haben, zumindest bipolar-ähnliche Symptome, wie starke Stimmungsschwankungen entwickeln können, wenn der Körper nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt wird.

 

Erstaunliche Ergebnisse lieferten 2 Studien, bei denen Patientenmit bipolarer Störung über einen Zeitraum von mind. 6 Monaten ein Präparat mit 36 Vitaminen, Mineralstoffen und andere Nährstoffen (EM Powerplus von Truehope) zu sich nahmen.

 

Viermal am Tag sollten 8 Kapseln davon eingenommen werden – insgesamt also 32 Kapseln am Tag. Die Teilnehmer erfuhren eine deutliche Reduktion der Stimmungsschwankungen und anderer Symptome und konnten ihre Medikamente um mehr als die Hälfte reduzieren oder sogar ganz absetzen. Die einzige beobachtete Nebenwirkung war Übelkeit, die dann auftrat, wenn das Präparat nicht zu einer Mahlzeit eingenommen wurde.

 

In einer offenen Studie wurden Patienten mit schwerer Form der bipolaren Störung bis zu 32 Wochen mit einem Magnesiumpräparat behandelt. Bei etwa 50 % der Patienten hatte Magnesium (Magnesiocard, 2 Beutel zu je 243 mg/Tag)  mindestens dieselbe Wirkung wie Lithium.

 

Auch andere Studien zeigten die vorteilhafte Wirkung von Magnesium beider bipolaren Störung. So führte die Einnahme von 375 mg Magnesiumoxid pro Tag zusätzlich zu den üblichen Medikamenten über 16 Wochen im Vergleich zur Placebogruppe zu einer deutlichen Verringerung manischer Symptome.

 

Eine Doppelblindstudie an 75 Patienten, die eine Therapie mit Lithium erhielten, zeigte, dass jene, die zusätzlich zu ihren Medikamenten Folsäure einnehmen, deutlich weniger depressive Symptome aufwiesen als jene, die ein Placebo einnehmen. Sie nahmen dabei für 52 Wochen 200 Mikrogramm Folsäure pro Tag ein.

 

Diese Dosis kann beispielsweise über die Nahrung aufgenommen werden. Hülsenfrüchte wie Erbsen, Linsen, weiße Bohnen oder Kichererbsen enthalten besonders viel Folsäure.

 

Methylenblau bei bipolrer Störung könnte die Therapie begleiten, da es offenbar jene Symptome lindert, die bei schulmedizinischer Therapie häufig noch bestehen bleiben. Das Ziel der ärztlichen Therapie ist die Stabilisierung der Krankheit. Dies wird häufig erreicht. Doch bleiben Depressionen zurück. Diese bessern sich, wenn Methylenblau in die Therapie integriert wird – was in Absprache mit dem Arzt geschehen sollte.

 

Cholin ist ein lebensnotwendiger Mikronährstoff, der im Körper zum Neurotransmitter Acetylcholin umgewandelt wird. Acetylcholin ist wichtig für Nerven und Gedächtnis sowie für Emotionen und Stimmung.

 

Eine offene Studie zeigte, dass die Einnahme von Cholin zusätzlich zu Lithium zu einer starken Abnahme manischer Symptome führte.

 

Schon seit dem Mittelalter wird Johanniskraut bei depressiven Symptomen eingesetzt und ist gleich wirksam wie Antidepressiva. In Kombination mit Passionsblume und Baldrian kann die stimmungsaufhellende und stimmungsausgleichende Wirkung zusätzlich verstärkt werden.

 

Der beruhigende Baldrian ist zudem wirksam bei Schlaflosigkeit und Unruhezuständen und scheint auch bei bipolarer Störung vielversprechend zu sein. Einige studien kamen sogar zu dem Schluss, dass das Kraut eine vergleichbare beruhigende Wirkung zu Benzodiazepinen hat – und das ohne nennenswerte Nebenwirkungen. Baldrian ist jedoch nicht für die akute Behandlung von Schlaflosigkeit geeignet, sondern soll im Laufe der Zeit den natürlichen Schlaf fördern.

 

Auch manische Symptome konnte Baldrian reduzieren. Dabei nahmen die Teilnehmer zusätzlich zu den Medikamenten 700-1050 mg Baldrian pro Tag ein.

 

Der Darm hat einen großen Einfluss auf unser Gehirn und auf unsere Emotionen. Demnach können Entzündungen im Darm viele Krankheiten begünstigen, so auch die bipolare Störung. Man hat jedoch herausgefunden, dass eine 6-monatige Einnahme von Probiotika den Verlauf einer bipolaren Störung günstig beeinflussen und Symptome reduzieren kann.

 

Bewegung spielt eine bedeutende Rolle sowohl zur Vorbeugung der Stimmungsschwankungen bei bipolarer Störung als auch zur Reduktion der Symptome. Denn Bewegung hat einen enormen Einfluss auf die Stimmung. So werden die meisten psychischen Erkrankungen in Zusammenhang mit zu wenig Bewegung gebracht.

 

Regelmäßige körperliche Betätigung hingegen führt  zu weniger depressiven Symptomen, weniger Ängsten und Stress sowie zu mehr Lebensqualität. Dabei sollte Bewegung in moderater Intensität (z. B. schnelles Gehen, Joggen oder Radfahren) an 5 Tagen in der Wochen für jeweils 30 Minuten angestrebt werden.

 

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